kufenstechen1cWild und überschäumend herrschte der namensgebende Fluss im Tal, bevor man ihn mühsam zähmte. Überschäumend und strotzend vor Selbstbewusstsein ist auch das Temperament der Bewohner, von denen es hieß, sie wären „unergrindlich und voller Tücken“. Und unabhängig wer sich ins Tal verirrte, ob Kaiser oder Kanzler, sie kamen in Horden und hoch zu Ross. Es war und ist ein Pferd – der Noriker, um den sich das Leben dreht, der Hauptdarsteller jener Festivität ist, die in der warmen Jahreszeit das ganze Tal in seinen Bann zieht: das Gailtaler Kufenstechen, das auf 30 km in 19 Ortschaften, Woche für Woche veranstaltet wird.

Wann das erste Kufenstechen stattgefunden hat, weiß man nicht. Eine der ersten Erwähnungen erfolgte reichlich spät und stammt von keinem geringeren als Erzherzog Johann, der, als er 1804 in den „Hauptort der Wenden“ kam, in sein Tagebuch unter die Kategorie Denkwürdigkeiten notierte: „Als ich nach Feistritz anlangte fand ich die Bursche eben mit einer Übung beschäftigt, welche sie das Küferstechen nennen ... es wird an einem Pfahl eine Kufe, wie jene der Salzkufe beweglich sich herum drehend, horizontal aufgestellt, sehr dick, auf diesen rennen die Burschen zu Pferde/: ungesattelt; mit der Eisernen vorstech Stangen; sehr schwer; und schlagen darauf oder stechen sie hinein, bis alles zertrümmert ist, der letzte welcher den Kufen zusammenschlegt gewinnet den Preis, das schnell vorbey geritten wird so geschiehet es daß wenn er im Schlagen das Ziel verfehlet durch den Schwung der schweren Stange vom Pferde herabgerissen wird. Der Berg ist nicht minder eigentümlich ...“

Mit freundlicher Genehmigung der PferdeRevue

 

Hans Brabenetz, Doyen der österreichischen Hippologie, liebenswertes Unikum und viel gesuchter Gesprächspartner. Eine Würdigung eines einzigartigen Fachmanns und Menschen.

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